Vita

Sven Schilling ist in seinem ersten Leben gelernter Landwirt. Diese Arbeit allein, die ihn nicht nur täglich mit den Materialien seiner Skulpturen in Berührung brachte, sondern auch mit Gerätschaften wie Pflug oder Joch, Axt oder Egge, die dann gelegentlich sublimiert in seinen Skulpturen Gestalt annehmen, ließ ihn jedoch auf Dauer unbefriedigt. Es fehlte ein Konterpart, den er nicht etwa in einer kontemplativ-intellektuellen Auseinandersetzung mit Literatur oder Musik fand, sondern ebenfalls in einer physischen Tätigkeit, die allerdings zu ganz anderen Resultaten führte als Ackerbau und Viehzucht. Seine Kunst ist Gegenpol zu dieser landwirtschaftlichen Arbeit, auch wenn die Berührungspunkte auf der Hand liegen. Sven Schilling ist ein Mann der Tat und er fordert den Betrachter auf, auch das Sehen zu einer Tätigkeit zu entwickeln, zu einem interaktiven Prozeß. Die seinem Alltag entlehnten Formen und Materialien haben die Herausforderung, das Ringen, den Kampf des Bildhauers sichtbar als Energie in sich gespeichert und eröffnen, mehr als dies Skulpturen üblicherweise tun, damit die Möglichkeit, den Schaffensprozeß nachzuerleben, der in diesen ästhetischen Kraftpaketen auch dann noch fortwirkt, wenn der Bildhauer seine Arbeit längst beendet hat.

Boris von Brauchitsch